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Vom Wert der Grenze

Wir brauchen mehr bewusste Grenzarbeit!

Wir leben in einer Zeit der digitalen Entgrenzung, des Zerfließens der beruflichen und privaten (Zeit-)Räume und einer weitverbreiteten betäubten Anästhesie, also des Verlustes des Gespürs für die eigenen Bedürfnisse, Werte und inneren Grenzen.


In Grenzarbeit die eigenen Grenzen klären, mit dem anderen in Grenzverhandlungen treten, öffentlich erlebte Grenzübertritte anzeigen, überhaupt eine Kultur fördern der Besprechbarkeit von Grenzen und der Verschiedenheit der Werte, die sie schützen. Im Zeitalter von Diversity, Pluralität und Interkulturalität klingt das wie Basiswerkzeug für die gemeinsame Welt- und Alltagsgestaltung, oder nicht?


Es bedarf der Grenzarbeit, für sich selbst klar zu kriegen, was mit mir geht und was nicht, wofür ich zur Verfügung stehe und wofür nicht. Es gilt immer wieder, die Spannung zu halten zwischen mehreren sich widersprechenden Ergänzungswerten (Bsp. #fomo: Nichts verpassen und gleichzeitig verlässlich Beziehung bauen.) Es bedarf des Gespürs für die eigenen Grenzen, um zu wissen, wie lange ich eine empfundene Kränkung übersehen will und wann ich sie schlussendlich konfrontieren muss - um meinetwillen.

Es bedarf der dialogischen Grenzverhandlung zwischen zwei oder mehreren Menschen - und zwar immer, wenn die Kooperation auf Dauer gestellt werden soll. Und es bedarf der Konfrontation von empfundenen Grenzübertritten und dem Mut zum "tough talk", zum sehr straighten Ringen um eine gemeinsame Position ohne Aufgabe der eigenen schutzbedürftigen Werte. Und zwar ohne Relativierung und Verharmlosung (also dem Verrat an den eigenen Werten) aus der Angst heraus, der andere könnte mein Ringen um meine Werte als "persönlichen Angriff" werten. Die Beziehung halten und die Verschiedenheit der Wertepositionen wahr- und annehmen. Das ist immer schon mal ein sehr guter erster Schritt.


Kurz gesagt: Wir brauchen mehr persönliche und gemeinsame "Grenzarbeit". Was Sie als Verantwortlicher dazu beitragen können? Machen Sie Raum! Schaffen Sie dialogische Räume des sich Zeigens und des Besprechbarmachens von Verschiedenheit, Differenz, Werten, Grenzen, Schutzräumen und erwartbaren Stretches. Denn: Um einen "Ponyhof" geht es auch hier nicht. Vielmehr um die hohe Kunst des "Tough Talk", hart in der Sache UND weich in der Begegnung. Mehr Mensch wagen!

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